Das fremde Kind

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Ein Musiktheatermärchen für grosse und kleine Kinder, basierend auf dem Text von E.T.A. Hoffmann ist das dritte Projekt des Swiss Improvisers Orchestra, diesmal unter der Leitung von Daniel Fueter.

Das Märchen:

Die Mutter des fremden Kindes ist die Phantasie, eine Feenkönigin.
Zwei Kinder auf dem Lande begegnen ihr. Ein zugereister Magister, namens Tinte, soll diesen Kindern die Wissenschaften beibringen. Er entpuppt sich als Gnomenkönig Pepser und verwandelt sich in eine riesige Fliege. Es kommt zum Kampf.

 

 

Ein Musiktheater:

Die Geschichte wird einerseits von einem Schauspieler, andererseits von den improvisierenden Musikerinnen und Musiker und ihren Instrumenten erzählt. Diese sind Darstellende, Bühnenbild und Orchester des Musiktheatermärchens in einem.

 

 

 

Ein Experiment:

Die freie Musik des Swiss Improvisers Orchestra soll Kinderohren ein Märchen erzählen und gleichzeitig auch ein Erwachsenenpublikum interessieren. E.T.A. Hoffmanns Märchen „Nussknacker und Mäusekönig“ vermochte seit Generationen ein grosses Publikum zu faszinieren. Wir sind überzeugt, dass sein weniger bekanntes Werk „Das fremde Kind“ in
unserer Version ebenso grossen Anklang findet und hoffen, bei Gross und Klein die Neugierde zu wecken.

 

Eine alte Geschichte:

Auf wundersam ansprechende Weise klingt die Sprache Hoffmanns wie von weit her zu uns herüber. Die Bilder in den Geschichten E.T.A. Hoffmanns und dessen Humor aber erinnern an Kinder - und Comicgeschichten von heute. Phantasie ist auch heute oft ein fremdes Kind. Das alte Märchen entpuppt sich als ewig neue Geschichte.

Besetzung

Katrin Scholl (Violine), Patricia Bosshard (Viola), Bernhard Göttert (Violoncello),Cristin Wildbolz (Kontrabass), Ursula Maehr (Blockflöten), Carles Peris (Saxophon, Flöten) Valentin Vecellio (Klarinetten), Beat Unternährer (Posaune), Stefan Wyler (Trompete), Margrit Rieben (Schlagzeug, Sounds) Jacques Widmer (Schlagzeug), Christoph Baumann (Klavier) Peter Fischli (Sprecher), Christophe Balissat (récitant)

 

 

Aufführungen

12.10.01 Uraufführung, Alte Kirche Boswil
23.1.03 Gare du Nord, Basel
24.1.03 Gare du Nord, Basel:
26.1.03 MOODS, Zürich
28.1.03 Kulturzentrum Kammgarn, Schaffhausen
29.1.03 Théâtre la Fourmi, Luzern
30.1.03 Aula, Sarnen
31.1.03 ARC, Romainmôtie
01.2.03 L' Estrée, Ropraz
02.2.03 L' Estrée, Ropraz
12.1.04 Vevey

Pressestimmen

Tages Anzeiger Schaffhauser Nachrichten Das fremde Kind

Basler Zeitung

«Das fremde Kind» in der Gare du Nord
Fantastische Musik

Die Fantasie tritt zwar als Figur in der Geschichte «Das fremde Kind» von E.T.A. Hoffmann nur am Rand in Erscheinung, doch ist sie das Hauptthema der Erzählung. Und der Inszenierung des gleichnamigen Musiktheatermärchens von Daniel Fueter. Er verzichtete weitgehend auf ein Bühnenbild und liess die zwölf Musikerinnen und Musiker des «Swiss Improvisers Orchestra» in alle möglichen Rollen schlüpfen, wobei diese manchmal mehr als Instrumentalisten, manchmal mehr als Schauspieler zu agieren hatten und den von Peter Fischli vorgetragenen Text entweder musikalisch umrahmten oder aber das Gehörte in kurzen Szenen nachspielten.

Märchenhafte Jagdszenen

Dabei brauchten sie weder Masken noch Kostüme, sondern lediglich ihre Instrumente und die Fantasie des Publikums, dem es dann keine Mühe bereitete, in Trompete, Posaune und Saxofon beispielsweise ein Kutschengespann zu erkennen. Von der Perkussionistin erklang Hufgeklapper, für Schnauben, Wiehern und Signalhorn sorgten die drei nebeneinanderher trabenden Bläser gleich selber, die übrigen acht Musiker standen schon Spalier, um den einfahrenden Grafen Cyprianus zu begrüssen. Womit denn auch die eigentliche Geschichte begann.
Dieser Besuch beschert den Kindern des edlen Herrn von Brakel, der ein Vetter des Grafen ist, nicht nur mechanische Spielsachen, sondern auch die Ankündigung eines Hauslehrers. Das später im Wald weggeworfene Spielzeug lockt das «fremde Kind» an, das die beiden Kinder in ein märchenhaftes Land führt, überreich an Blumen, bunten Steinen und funkelnden Käfern. Es ist das Reich der Fantasie, der Mutter des fremden Kindes, aus dem der ihr feindlich gesinnte Gnomenkönig Pepser nach einem wilden Kampf verjagt wird.

Das Märchen ist straff erzählt und besitzt daher Dichte und Dramatik. Das «Swiss Improvisers Orchestra» lockerte das nicht etwa auf, wie man hätte befürchten können, sondern verstärkte es noch. Bluesklänge verdeutlichten die Niedergeschlagenheit der Kinder, von süssem Säuseln war das Erscheinen des fremden Kindes begleitet, bedrückend dann das laute Palavern der Trompete während der Unterrichtsstunde, und die Jagd auf den böse brummenden, vom Saxofonisten verkörperten Pepser besass Züge eines wilden Kriegslärms. Mindestens so oft wie für Töne wurden die Instrumente zur Erzeugung einer Geräuschkulisse eingesetzt, die auch mal bedrohliche Formen annehmen konnte.

Gefordertes Publikum

Liegt das Fantastische bei E.T.A. Hoffmann in dessen geschicktem Finden der Balance zwischen exakter Beschreibung und Weglassen überflüssiger Details, so vermochte Daniel Fueter dies in sein musikalisches Konzept zu übertragen. Nämlich so, dass das Publikum gefordert war, sich sein eigenes Bild von der Geschichte zu machen, was den Genuss verstärkte.

Boris Schibier

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Tages Anzeiger 29.1.03

Die Musiker
Grummeln im
Publikum
Das Swiss Improvisers Orchestra bezauberte im «Moods» kleine und grosse Kinder mit seinem klingenden Märchentheater.
Von Frank von Niederhäusern

Solche Konzertauftakte ist man eigentlich von Opernhaus und Tonhalle her gewöhnt: Die Orchestennitglieder nehmen ihre Plätze ein und bieten eine dezente Kakofonie, die sich langsam zu harmonisch stimmigen Klängen entwickelt. Im «Moods» war am Montag ein ähnliches Prozedere zu beobachten, mit einem wichtigen Unterschied: Die obligate Pause nach dem Einstimmen blieb aus, das Konzert wuchs direkt aus der Kakofonie heraus. Swiss Improvisers Orchestra nennt sich die Truppe, die ihrem Namen seit vier Jahren alle Ehre macht, indem sie experimentelle, Spartenübergreifende Konzepte erarbeitet.

Die Macht der Fantasie

Für das aktuelle Projekt hat sich Daniel Fueter, Komponist und Abteilungsleiter an der Musikhochschule Winterthur-Zürich, E.T.A. Hoffmanns Märchen «Das fremde Kind» angenommen. Ein viel versprechendes Unterfangen, zumal der romantische Tausendsassa Hoffmann nebst dem Dichten auch dem Komponieren frönte und entsprechend klingende Texte schrieb. Fueter hat dem zwölfköpfigen Orchester aber keine lineare Vertonung vorgelegt, sondern ein Klangkonzept, das frei improvisierend umgesetzt werden soll. Aus Hoffmanns ironisch verklärender Geschichte über die Macht der kindlichen Fantasie - hinreissend gelesen von Schauspieler Peter Fischli - werden einzelne Szenen, Figuren oder Stimmungen aufgenommen und gleichsam illustriert.


Dem Swiss Improvisers Orchestra gelang dies am überzeugendsten in den fantastischen und skurrilen Passagen des Märchens. Zur Untermalung des verwunschenen Waldes etwa, mischte sich das Orchester grummelnd unter das Publikum. Der Kinder heiss geliebte Spielsachen erklangen als witzige Soli, die abendliche Bettzeit als quäkender Blues. Die Interaktion zwischen den Musikerinnen und Musikern litt aber unter der stellenweise aufgesetzt wirkenden Choreografie, mit der Bühnenbilder erzeugt werden sollten. Dies führte dazu, dass der orchestrale Gesamtklang doch allzu verhalten war, wie wenn den Spielenden ihre Kreativität im Halse stecken geblieben wäre. Sein Hauptziel aber, freie Improvisation einem breiten Publikum schmackhaft zu machen, hat das Swiss Improvisers Orchestra erreicht Das Publikum im «Moods» - die kleinen Kinder am Nachmittag, die grossen am Abend - lauschte gespannt und amüsiert.

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Schaffhauser Nachrichten Dienstag, 4.Februar 2003

THEATER
Ausgereiftes
Musikmärchen

KAMMGARN
Swiss Improvisers Orchestra


Leute klönen manchmal, es sei im Theatersektor alles ausgewrungen. Und dann kommt mit dem Swiss Improvisers Orchestra «Das fremde Kind» in das Kulturzentrum Kammgarn und ist - nomen est omen! - wirklich fantastisch. Ein paar Spürnasen und anspruchsvolle Künstler liessen sich das Märchen von E. T. A. Hoffmann nicht entgehen: eine der unbekannten Geschichten des romantischen Dichters und Komponisten. Mit seinen aussagestarken Raumspielen unterstrich es die Gefühlslage von brüsk eingeschränkten träumenden Kindern. Und auch die lebhafte Musiksprache frischte eigenes Erinnern an geträumten Waldzauber auf, wenn der eine schlechte von vielen vorzüglichen Paukern den Unterricht zur knochentrockenen Schwerarbeit aufmauert. Preussisch. Den Kindern des Landadels an der Wende zum 19. Jahrhundert wurden so die Flügel gestutzt. Zwei Welten rissen an ihnen.
E. T. A. Hoffmann machte eine vielschichtige Märchenerzählung daraus.
Im dritten Jahrtausend mit feinen musikalischen, choreografischen und darstellerischen Mitteln, interpretiert unter der Leitung von Daniel Fueter, wurde sie zum Seh- und Hörvergnügen. Diese schöpferische Gemeinschaftsarbeit wird zweifellos von breiteren Kreisen als Gesamtkunstwerk wahrgenommen werden. Ausgeformt wurde «Das fremde Kind» in einer Projektwoche im Künstlerhaus Boswil.

Das angepeilte Schaffhauser Publikum, mit drei ganzen Sonnenstunden im Dezember abgespeist, war wohl in die Ferien ausgeflogen. Die Künstlerinnen und Künstler gaben trotzdem die ganze vollmundige Reife. Experimentelle Musik ist in diesem guten Beispiel gleichzusetzen mit konsequenter Bildhaftigkeit.
So sicher, wie man im Traumbild Gewissheiten ortet, so sicher malten die Musikerinnen reale, naturhafte oder mit dem Vorstellungsvermögen nachvollziehbare Inhalte. Ruhig geschah das immer neue Umgruppieren. Kein Deuteln wurde von den Zuhörern verlangt. Gleichwohl boten die Künstler zeitgemässe Tonschöpfungen; symbiotisch dabei der Ausdruck von Instrument und Urheber...
Die Angriffe der Fliege, der Unterschied von glückhaften und freien Streifzügen in die Reichtümer der lebendigen Natur zu dem Pflichtspaziergang modellierten sich klar heraus. Niemals zum Selbstzweck, sondern ganz der Schilderung dienlich, kontrastierten aggressive Passagen den Traum der Idylle. Ohne Effekthascherei «sprachen» die Instrumente mit ganz neu gefundenen Chiffren. Die Geschichte zeigte sich nicht losgelöst von den Gefühlen. Und der Erzähler Peter Fischli gestaltete die Sprache in gleichwertiger, ausdrucksstarker Partnerschaft.

Ursula Noser

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CD

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„Das Fremde Kind“ / „L’enfant d’ailleurs“ sind auf CD erschienen. (Sprecherin der deutschen Version: Anne-Marie Blanc, Sprecher der französischen Version : Christophe Balissat.)

Diese Aufnahme ist als Koproduktion von „STV / Unit Records“ herausgegeben worden.

CD UTR 4158 stv/asm 024

Liner notes

Die ehrende und für einen improvisatorisch besonders unbegabten Musiker verblüffende Anfrage des SIO, eine Zusammenarbeit zu versuchen, beantwortete ich unter anderem mit folgendem Vorschlag: „E.T.A. Hoffmann hat unter dem Titel „Das fremde Kind“ ein Märchen geschrieben. Es beschreibt einen Erziehungsprozess im Spannungsfeld zwischen Drill durch bösartige Schulmeisterei und Entfaltung im Reich der Phantasie. Die Geschichte wird in einer sehr weitgehenden Bearbeitung und Verkürzung von einer Schauspielerin / einem Schauspieler und von den Musikerinnen und Musikern als imaginäres Schauspiel erzählt.
Bühnenbild und Personen sind der Raum wo die Musizierenden sich befinden, bzw. die Instrumente und Spielerinnen und Spieler. Der Spielleiter ist die Schauspielerin / der Schauspieler. Die Improvisationen beziehen sich im Tutti auf in gleichsam virtuellen Szenen umgesetzte Handlungen, in den Soli auf Auftritte der Figuren, in kleinen Ensembles auf eine Art Dialoge. Die Musikerinnen und Musiker nehmen klar Stellung für das fremde Kind, die Phantasie, die Improvisation. Das Zielpublikum weicht vom üblichen Publikum für experimentelle Musik ebenso wie vom Kinderkonzert-Publikum ab: ein verrücktes Projekt für die ganze Familie.“
Das SIO entschied sich für dieses Projekt. In einer ersten Probenphase, die zu einer Werkstattaufführung führte, durfte ich erleben, wie meine mehr oder minder abstrakten musikalischen Vorstellungen von den improvisierenden Musikerinnen und Musikern aufgenommen, realisiert, verarbeitet, verändert, verwandelt wurden. Die szenischen Abläufe entwickelten sich parallel dazu. Als Beobachter – hörend und sehend – diente ich dem SIO als Spiegel. Eine zweite Phase brachte Verfeinerungen und Zuspitzungen und eine dramaturgische Raffung und mündete in eine Tournée.
Es entstand eine Arbeit, die durch freundschaftliche Gemeinsamkeit aller ebenso geprägt war, wie durch das individuelle Profil der einzelnen Mitwirkenden. Die CD-Aufnahmen entstanden in nur einem Tag und gründeten auf der Erfahrung von zirka 10 Aufführungen. Sie haben den Charakter der Improvisation gewahrt und halten in Ihrer Farbigkeit nach meinem Ermessen gleichwohl mehrfachem neugierigen Hören stand.
Vielleicht gelingt es mit dieser Aufnahme, Grossvater und Enkelin gleichzeitig als Zuhörende zu gewinnen und für die ungewöhnliche und manchmal durchaus sarkastisch skizzierte Zauberwelt E.T.A. Hoffmanns neue Aufmerksamkeit zu erheischen.
Ich danke dem SIO für eine für mich einmalige und einmalig schöne Arbeit, Christophe Balissat für seine engagierte und prägende Mitwirkung und die Erstellung der französischen Fassung und Anne-Marie Blanc für ihre Bereitschaft und ihren Mut, all Ihre Erfahrung mit tradierten Formen in ein experimentelles Projekt einzubringen.

Zürich, im Januar 2004

Daniel Fueter

 


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